von Jörg Blaufuß
Das geplante Baugebiet Hasenkopf kommt nicht aus der Kritik der Anwohner heraus. Die Forderungen des Ortsbeirates, erst deutlich die Verkehrsströme im alten Ortskern zu reduzieren, wurde bisher von der Stadt nicht umgesetzt. Neueste Zählungen ergaben eine Verkehrsbelastung (gemessen Ecke Stiftstraße/Bachweg) von 6601 Fahrzeugen (an einem Tag im Juli). Das bedeutet hochgerechnet auf ein ganzes Jahr, dass über 2 Millionen Fahrzeuge diese Engstelle passieren. Berechnen wir den CO2-Ausstoß, kommen wir pro Kilometer im Ortskern auf über 3 Tonnen (162 g/km) schädliches CO2 pro Jahr und rund 160 kg (0,08 g/km) Feinstaub pro Jahr.
Es braucht also dringend ein Konzept, das für eine Verkehrsreduktion im Ortskern und einen guten Luftaustausch sorgt. Beides ist jedoch fraglich – und eine Bebauung am Hasenkopf würde die Situation weiter verschärfen. Denn mit der Bebauung des Hasenkopfes würde eine wichtige Frischluftzone für die untere Stadt durchschnitten. Mit der Zunahme des Verkehrs im gesamten Stadtteil ist auch zu rechnen, da 900 Personen zusätzlich den Stadtteil bewohnen werden. Das ist keine Kleinigkeit mehr, es ist der Tropfen, der das prall gefüllte Fass zum Überlaufen bringt. Wir brauchen deshalb kein Neubaugebiet, sondern vielmehr eine Verkehrsreduktion und den Ausbau eines vernünftigen ÖPNV-Angebotes. Der Ansatz durch neue Einbahnstraßenregelungen in der Ockershäuser Allee und der Leopold-Lucas-Straße ist mehr als fragwürdig, da hierdurch Ringverkehre und folglich noch mehr Verkehr zu erwarten ist. Die Stadt Marburg ist gefordert, diesen seit Jahren bestehenden Missstand endlich aktiv handelnd zu beseitigen. Der Ortsbeirat hat am 13. Juli 2022 dazu klar Stellung bezogen und wird das Baugebiet weiterhin ablehnen, bis deutlich spürbar der Verkehr in Ockershausen und insbesondere im Ortskern reduziert ist.
Dieser Beitrag erscheint auch in der Stadtteilinfo September-Oktober 2022.