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Seifenkistenrennen am Stadtwald!
Einladung zum Erzählcafé
Neues Treffen für eine Hundewiese!
Vortrag in der Alten Schule am 24.9.
23. Landesbewohner*innentreffen Hessen diesmal im Stadtwald
Bei Interesse bitte bis Do. 14.9.23 (14 Uhr) bei Marcel Funk anmelden (funk@ikjg.de, 015142041468)!!
Frische Perspektiven auf die Pflege in Ockershausen-Stadtwald
von Annika van den Berg (IKJG e.V.)
Ein Auszug aus einem gemeinsam geführten Gespräch zwischen der Betriebsberaterin Jana Kohlmetz, perspect GmbH, und Dorothee Griehl-Elhozayel, Geschäftsführung IKJG:
DG: Wir haben schon öfter über sozialräumliche Ideen hinsichtlich des Pflegenotstands mit Dir gesprochen. Wie erlebst Du die Situation durch deine Organisationsberatungen, wo drückt der Schuh?
JK: Wenn es denn nur ein Schuh wäre 😊. Ein sehr hoher Stand der Krankheitstage (38 AU-Tage im Durchschnitt), zu wenig Zeit für Patienten und aber auch für Abstimmungen mit Kolleginnen oder mit der Pflegedienstleitung, altertümliche Hierarchien zwischen Pflege und Ärzten, in der Folge Zunahme von Konflikten, zunehmende Fehlerquote, Resignation, Frustration – letzter Ausstieg – raus aus der Pflege, so ungefähr. Und nein, es liegt nicht am Geld an sich. Deutschland gibt vergleichsweise sehr viel für das Gesundheitssystem aus. Es liegt viel mehr daran, für was und wie wir es ausgeben. So ist z.B. eine Pflegekraft im ambulanten Bereich zu minimal 30% mit dem Auto unterwegs, für zukunftsweise Betreuungsformen wie Wohngemeinschaften bleibt der Pflegedienst auf seinen Kosten sitzen. Spielraum für Innovation Fehlanzeige. Das System braucht ein Reset.
DG: Das hört sich nach einem langen Prozess an. Quartiersbezogen oder kommunal können wir an solch komplexen Systemen wenig ändern. Aber wir erleben auch Menschen, die dieser Arbeit sehr ambitioniert nachgehen und sich nichts Schöneres vorstellen können. Es kann doch nicht sein, dass wir in diesem Feld handlungsunfähig abwarten, bis alle aussteigen durch Überlastung. Was wäre Deiner Ansicht nach eine Handlungsoption?
JK: Ich würde eher sagen Auftrag: Wie können wir auch in Zukunft sicherstellen, dass all jene die Unterstützung im Stadtteil bekommen, die sie benötigen. Ihr seid nah dran, kennt die Bedarfe, könnt Dienstleister im Gesundheitssektor vor Ort entlasten, sei es bei der Integration von ausländischen Pflegekräften oder der Gewinnung von Betreuungskräften, Assistenz oder Hauswirtschaft. Ockershausen mag an einigen Stellen noch dörfliche Strukturen haben und die Nachbarn kümmern sich umeinander, aber in einigen Häusern oder Straßen kennt man sich weniger. Hier könntet ihr stabilisieren und Isolierung vorbeugen. Eben ein intaktes stadtteilbezogenes Betreuungsnetzwerk, für die, die es brauchen – also irgendwann jeder in Ockershausen.
Klar, und wer sich hier als Ockerhäuser auch mal ehrenamtlich engagiert, kann so seinen Beitrag leisten, damit die Betreuungskräfte an Heiligabend und Co, auch nicht immer im Einsatz sein müssen. Vorbei gehen, um die Suppe warm zu machen und eine Runde Offiziersskat zu spielen, kann ich auch als Nachbar.
DG: Ja das ist ein Punkt, die Gratwanderung zwischen nachbarschaftlichen Hilfen und notwendiger Dienstleistungen, das braucht Kommunikation, um niemanden zu überfrachten. Aber auch genügend Vertrauen, die Tür dem zunächst „Fremden“ aufzumachen.
Mit Rückzug der ambulanten Dienste aus der Alltagsunterstützung, haben wir die Stadtteilhummeln aufgebaut. Unser Ziel ist eigentlich versicherungspflichtige Jobs zu schaffen. Wir geraten immer wieder an Grenzen zwischen Bedarf und Bezahlbarkeit. Wie kann so ein Konstrukt nachhaltig sich verselbstständigen?
JK: Die Hummeln bieten ja nicht nur Hauswirtschaft, sie sind doch auch ein Erprobungsfeld für Wiedereinsteiger, für Zugewanderte in der Orientierungsphase. Daraus können Arbeitsstellen nachhaltig hervorgehen, wenn sie in einem Kooperationsnetzwerk Ockershausen gefasst wären. Sie sind aber auch Teil eines Sozialwirtschaftlichen Unternehmens, die psychosoziale Beratung bietet, Migrations- und Integrationsberatung, pädagogische Begleitung in Bezug auf Berufsbiografien… das fehlt wiederum den Unternehmen, die Pflegekräfte suchen. Hier könnte u.a. eine Win-Win Situation entstehen.
DG: Ja das wäre interessant für uns, hier unsere Erfahrungen zu teilen. Von dort aus gedacht können man notwendige Akteure einbinden, schließlich müssen Fachkräfte auch gut ihre Arbeit erreichen, wohnen, einkaufen, Familie versorgen … Der Ortsbeirat kämpft für eine verbesserte Verkehrsanbindung, die GeWoBau baut Wohnungen vor Ort, das anstehende Projekt NeBAS (Netzwerk für Bildung und Arbeit im Stadtteil) weist in diese Richtung … Aber was wäre Deiner Meinung nach hier ein erster Schritt?
JK: Die Dienstleister ansprechen, die Hummeln fragen, genau zuhören und versuchen mit euren Unterstützungsquellen ein Reset im Kleinen zu wagen, damit die Menschen im Punkto Betreuung und Pflege in Ockershausen-Stadtwald auch in Zukunft gut versorgt sind.
DG: Danke Jana, für das Gespräch.